Kerstin Foell und Robert Stolle: PUR. Das Leben ist eine Reise, kein Ziel. 10 Erkenntnisse einer stürmischen Auszeit

281 Seiten, 29,90 €  Verlag Hermann Schmidt

 

Wahrhaftig eine Heldenreise! Sie beginnt mit einem mutigen Schritt. Bisher arbeitet und lebt das Ehepaar Kerstin Foell und Robert Stolle auf der Sonnenseite. Sie ist Strategieberaterin für bekannte Marken, er Chef einer Berliner Werbeagentur. Doch dann fordert der Stress einer 80-Stunden-Woche seinen Tribut. Als Robert dem Tod gerade noch von der Schippe springt, ist klar: Die beiden wollen ihr Leben ändern. Fasziniert vom Segeln beschließen sie, auszusteigen und die Welt per Schiff zu erkunden. In Holland erwerben sie die „Trinity“, eine schon ältere Yacht aus Aluminium, die der Vorbesitzer mit jeder Menge Technik ausgestattet hat. Jetzt steht einer romantischen Fahrt ins Glück nichts mehr im Wege, sollte man meinen. Aber es kommt ganz anders. Mehr möchte ich nicht verraten. Nur so viel: Ich habe die Herausforderungen mit Gänsehaut gelesen und war froh, warm und trocken im Sessel zu sitzen. Fünf Jahre lang sind die beiden unterwegs. über den Atlantik, zu den Bahamas, Karibikinseln, New York, Long Island – um nur einige Stationen zu nennen. Trotzdem enthält das Buch bewusst keine üblichen Abenteuerschilderungen, sondern ist ein Zeugnis für das Auf und Ab des Lebens und eine Anleitung, damit umzugehen. Dabei ist es klar in zwei Teile geteilt: Bis Seite 155 gibt es eine Art Logbuch der Reise. Die  folgenden Seiten enthalten die daraus gewonnen Erkenntnisse in 10 Kapiteln, darunter etwa „Mut zur Veränderung“, „Furcht und Ängste überwinden“ oder „Weniger ist mehr“.

 Beide Teile sind interessant. Im ersten Teil finde ich es großartig und besonders, dass ich als Leserin mit der Wirklichkeit auf See konfrontiert werde und nicht mit romantischem Abenteuer – darüber gibt es schließlich schon genug Literatur von bekannten Weltumseglern. Was mir jedoch ein wenig fehlt, ist eine ausführlichere Beschreibung der schönen Momente. Die kommen nur recht knapp ´rüber. (Vermutlich ist das einem zu strengen Lektorat geschuldet.) Im zweiten Teil gefällt mir, dass die psychologischen Hinweise mit sorgfältigen Recherchen unterfüttert sind. So kann man wirklich etwas damit anfangen. Nur hätte ich mir hier einen noch stärkeren Bezug zu den eigenen Erfahrungen gewünscht, schließlich ist das Autorenpaar doch ein überzeugendes Testimonial für die Erkenntnisse. Das hätte es gerne mehr ausspielen können.

 Insgesamt ein interessantes und besonderes Buch. Zudem ist es schön aufgemacht: Ein meerblaues Leinen-Hardcover, zwei ebensolche Lesezeichen, die Kapitel werden durch Aufnahmen von der See in vielen Facetten illustriert. (Es gibt übrigens keine Fotos á la „Wir auf unserer Yacht“ – das finde ich elegant und extravagant, eben pur.).        

Mein Fazit: Sehr lesenswert!