379 Seiten. 20.-€ Ullstein
Eigentlich hatte ich etwas anders erwartet. Schließlich ist Anika Decker eine bekannte Drehbuchautorin, von ihr stammt das Drehbuch zu Til Schweigers Kinoerfolg „Keinohrhasen“. „Wir von der anderen Seite“ wäre also vor allem ein Blick hinter die Kulissen der Filmwelt, dachte ich. Doch das Buch hat einen anderen Schwerpunkt:
Rahel, das Alter Ego der Autorin, wird mit Nierenversagen ins Krankenhaus eingeliefert und dort nach einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung mit multiplem Organversagen ins Koma versetzt. Langsam und schmerzhaft kämpft sie sich danach ins Leben zurück. Dabei helfen ihr ihre liebevollen Eltern und ihr großer Bruder Juri. Kaum hilfreich ist dagegen ihr Freund Ollie, der mit den weniger lustigen Bedingungen überfordert ist. Die Autorin beschreibt ausführlich, wie Rahel Schritt für Schritt „von der anderen Seite“ in die Welt der Gesunden zurückkehrt – eine Achterbahn von Gefühlen, Schmerz, Hoffnung, Tapferkeit und Schwäche, nichts wird ausgelassen.
Das hätte – ganz zu Recht – ein deprimierender Bericht werden können. Aber das verhindert Deckers Sinn für Humor. Ihre Beschreibung ist ehrlich und trotz aller Tragik auch komisch. Ein Buch, das Kranken Mut macht und Gesunden zeigt, wie kostbar das Leben ist.
Übrigens, im letzten Kapitel erfüllt sich dann doch noch meine ursprüngliche Erwartung. Mit scharfem, bösem Blick beschreibt Decker ein Meeting bei einem Studioboss. Bitte auch darüber ein Buch, liebe Frau Decker!