Heike Specht: Die Frau der Stunde (Roman)

352 Seiten, 22 €, Droemer

 Heike Spechts Roman Die Frau der Stunde versetzt die Leserinnen und Leser in die späten 1970er Jahre – eine Zeit des gesellschaftlichen und politischen Umbruchs. Im Mittelpunkt stehen drei Frauen, die seit ihrer Schulzeit befreundet sind und ihren eigenen Weg in einer von Männern dominierten Welt gehen.

Catharina Cornelius, die titelgebende „Frau der Stunde“, ist eine ehrgeizige Politikerin, die nach dem Rücktritt ihres Vorgesetzten völlig überraschend zur Außenministerin und Vizekanzlerin ernannt wird. Die männliche Bonner Republik reagiert irritiert – eine Frau in dieser Position? Zwischen Skepsis und offener Ablehnung behauptet sich Catharina mit Entschlossenheit, unterstützt von einem Netzwerk loyaler Frauen. Eine davon ist ihre Freundin Suzanne, Journalistin, Ehefrau und Mutter von drei Kindern, die täglich mit den Herausforderungen des Spagats zwischen Familie und Beruf ringt. Die dritte im Bunde ist Azadeh, eine iranische Regisseurin, die feministische und politische Dokumentarfilme dreht. Als der Schah gestürzt wird, kehrt sie in ihr Heimatland zurück, voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Frauen im Iran. Doch die Realität nach der Machtübernahme Khomeinis zeigt ein ernüchterndes Bild.

Mit leichter Hand und sicherem Gespür für Zeitkolorit zeichnet Heike Specht ein Panorama weiblicher Lebensentwürfe zwischen Emanzipation, Idealismus und Machtpolitik. Ein atmosphärisch dichter, lebendig erzählter Roman, der den Zeitgeist der späten 1970er einfängt und eindrucksvoll zeigt, wie schwer es Frauen damals hatten, sich in Politik und Gesellschaft zu behaupten. Wer sich für die Rolle von Frauen in der westdeutschen Nachkriegspolitik interessiert, wird hier eine kenntnisreich und lebendig erzählte Geschichte finden.