
195 Seiten, 24 €, Rowohlt
Colombe Schneck, Jahrgang 1966, ist Journalistin und Schriftstellerin. Aufgewachsen in den 1980er-Jahren als Tochter linksliberaler jüdischer Eltern in der Pariser Bourgeoisie, blickt sie in Paris Trilogie auf drei prägende Einschnitte ihres Lebens zurück.
Die erste Episode (Siebzehn Jahre) erzählt von einer ungewollten Schwangerschaft, der Entscheidung zur Abtreibung und dem schwierigen Prozess des Erwachsenwerdens. In Zwei Bürgertöchter schildert Schneck den frühen Tod ihrer besten Freundin Héloïse – ein Verlust, der zugleich die Illusionen einer Generation von privilegierten jungen Frauen entlarvt, die sich emanzipiert glaubten, aber doch den Fesseln gesellschaftlicher Erwartungen verhaftet blieben. Schließlich beschreibt sie in Freischwimmen eine späte, unerwartet intensive Liebe mit fünfzig Jahren, die zunächst zu den glücklichsten Momenten ihres Lebens zählt.
Anfangs dachte ich: Es wird für mich schwierig, eine positive Einstellung zu diesem verwöhnten Mädchen zu finden, das leichtfertig die Pille vergisst, problemlos abtreiben kann und sich dann beklagt. Doch je weiter ich las, desto stärker wuchs meine Bewunderung für die Klarheit, Ehrlichkeit und Selbstreflexion der Autorin. Schneck zeigt, dass ein Leben im wohlhabenden Pariser Milieu keineswegs nur leicht und sorglos ist. Immer wieder zeigen sich Brüche und Verletzungen: die Untreue des Vaters, das Schweigen und Aushalten der Mutter, die eigene Scheidung, Ängste vor Nähe und Verlust.
Gerade durch ihren kühlen, präzisen Stil und eine schonungslose Offenheit, die nie ins Voyeuristische kippt, verleiht Schneck ihren Erinnerungen Tiefe und Universalität. Sie schreibt über Freundschaft, Liebe, Verlust und die Zerbrechlichkeit des Glücks – Themen, die jede Leserin und jeden Leser berühren können. Am Ende hat mich ParisTrilogie nicht nur überzeugt, sondern begeistert: ein ehrliches, kluges und sehr lesenswertes Buch.