Michiko Aoyama: Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen (Roman)

192 Seiten,  22 € · (TB 14 €) Rowohlt Kindler

Versteckt unter Kirschbäumen am Fluss liegt in einem Vorort von Tokio das Café Marble. Ein Geheimtipp für Stammgäste und Arbeitsplatz des jungen Wataru. Mit Hingabe kümmert er sich um die Besucher und genießt die stille Atmosphäre. Besonders gespannt ist er jedoch jeden Donnerstag: Dann erscheint eine junge Frau, bestellt eine Tasse Kakao und schreibt Luftpostbriefe auf feinem Seidenpapier. Heimlich schwärmt Wataru für sie.

Von diesem Ausgangspunkt entfalten sich zwölf Episoden, die wie Kettenglieder ineinandergreifen. Jede Geschichte beleuchtet eine Figur, die zuvor am Rande aufgetaucht ist – so wandert der Fokus von Person zu Person weiter.

 Ein Beispiel: Eine junge Mutter kehrt im Café ein, bevor sie ihren Sohn zum ersten Mal aus der Kita abholt. Bislang hat ihr Mann den Haushalt und die Care-Arbeit übernommen – nun plagt sie das schlechte Gewissen. In der nächsten Episode rückt die Erzieherin ihres Sohnes in den Mittelpunkt, die mit der Kritik ihrer Vorgesetzten ringt. Kurz darauf steht eben diese Vorgesetzte im Zentrum der folgenden Geschichte. So bewegen sich die Episoden nach und nach aus Tokio hinaus, bis nach Sydney und London – um am Ende wieder im Café Marble zusammengeführt zu werden.

Die kurzen Geschichten überzeugen durch wechselnde Perspektiven, die kunstvoll ineinandergreifen und eine feine thematische Vernetzung schaffen. Ihre Botschaft ist schlicht und tröstlich: Ein offenes Ohr, ein gutes Gespräch, ein kleiner Impuls – schon kann sich der Blick auf ein Problem oder gar auf die ganze Welt verändern.

Ein warmherziges, klug komponiertes Buch, das sich leicht liest und glücklich macht.