Benjamin B. Bargetzki: Nie wieder sinnlos. 42 Impulse, die Dein Leben verändern und wie sie neurowissenschaftlich funktionieren

336 Seiten, 20 €, Econ

 

Ich liebe Aphorismen. Sie sind der Espresso der Lebenserfahrung. In ihrer Prägnanz und Kürze geben sie Orientierung und helfen, schwierige Situationen einzuordnen. Tatsächlich kann der richtige Satz zur richtigen Zeit ein Leben verändern. Benjamin Bagetzki hat 42 dieser wegweisenden Sätze zusammengestellt. Etwa Epiktet berühmtes „Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern wie wir sind“ oder C.G.Jungs viel zitiertes „So lange dein Unbewusstes nicht bewusst gemacht wird, wirst du ihm folgen und es Schicksal nennen.“ Die weisen Sprüche stammen aus vielen Jahrhunderten und aus ganz unterschiedlichen Quellen.

 

Und nun kommt der Autor ins Spiel, der auf dem Buchrücken als „einer der führenden Experten für Neurobiologie, Entscheidungswissenschaften und Psychologie“ beschrieben wird und laut Klappentext Psychologie und Philosophie an internationalen Universitäten studiert hat. Er wertet diese großen Sätze, die er als „Artefakte“ bezeichnet, aus. In Kapiteln von wenigen Seiten mixt er allgemeine Kenntnisse der Gehirnforschung mit historischem Hintergrund der jeweiligen Person und seinen eigenen Gedanken.

 Und hier beginnt für mich die Enttäuschung. Von einem so vollmundig angekündigten Autor hätte ich mir tiefere Erkenntnisse und nutzbaren Rat als Fazit gewünscht.  Es fehlen Tiefe und Erfahrung - was nicht verwundert, denn der Autor ist erst Anfang dreißig.

Was er an Neurobiologie, Philosophie und Psychologie aufführt, hätte meiner Meinung nach auch ein Student dieser Disziplinen in einem Essay zusammenstellen können . Ein Beispiel, zu Aldous Huxleys "Den Fortschritt verdanken die Menschen den Unzufriedenen": „Wenn du einen Traum oder ein Ziel anstrebst, dann überlege dir, was es von dir verlangen würde, um das Zehnfache dieser Ambition real werden zu lassen. Spiel dies für dich durch, lieber Leser: was sind deine Träume? Was sind deine Ziele?“ (etc.)

Mein Fazit: Das Buch gibt sich ambitioniert, kann aber die Erwartungen nicht erfüllen. Der Kontrast der Interpretationen des Autors zu der Weisheit der Aphorismen ist einfach zu groß. Ich fasse es mit einem Aphorismus von Horaz (65–8 v. Chr.) in seiner „Ars Poetica“ (Vers 139) zusammen: Parturient montes, nascetur ridiculus mus.“ „Der Berg kreißte, und geboren ward ein Mäuslein.“