Ruth Kornberger: Die Spur des Bambusbären (Roman)

352 Seiten, 22 € , C.Bertelsmann

 In den 1930er Jahren gelten Pandabären im Westen noch als Fabelwesen. Abenteurer und Jäger begeben sich nach China, um die scheuen, geheimnisvollen Tiere aufzuspüren und einzufangen – darunter auch der Lebensgefährte der New Yorker Modedesignerin Ruth Harkness. Nach seinem plötzlichen Tod beschließt Ruth, seine Mission fortzusetzen. Mit Unterstützung eines chinesischen Führers und begleitet von einem Fotografen gelingt es ihr tatsächlich, ein Pandajunges zu finden und mit in die USA zu bringen. Sie nennt das Tier Su Lin, päppelt es liebevoll auf – und sorgt bei der Ankunft in den Vereinigten Staaten für eine echte Sensation. Su Lin wird im Zoo von Chicago untergebracht, wo sich Menschenmengen versammeln, um den kleinen Bären zu bestaunen. Auch Ruth steht plötzlich im Rampenlicht und wird zum Medienstar. Ermutigt durch ihren Erfolg, begibt sie sich erneut auf Expedition – mit der Hoffnung, einen weiteren Panda für ein Zuchtprogramm zu finden. Doch bald muss sie erkennen, dass sie unbeabsichtigt einen regelrechten Pandaboom ausgelöst hat. Immer mehr Jäger brechen auf, nicht alle mit guten Absichten. Das Wohl der Tiere gerät zunehmend in den Hintergrund, und schließlich reagiert die chinesische Regierung mit einem Exportverbot für Pandabären.

 Ich habe zu diesem Buch gegriffen, weil mich besonders für biografische Romane interessiere - und bei Ruth Harkness handelt es sich um eine historisch belegte Figur. Ihre außergewöhnliche Geschichte als gesellschaftlich gut vernetztes „Glamourgirl“, das sich auf eine abenteuerliche Expedition beibt, bietet ohne Frage spannendes Potenzial. Leider gelingt es der Autorin meines Erachtens nicht, diese faszinierende Persönlichkeit wirklich lebendig werden zu lassen. Die Charakterzeichnung bleibt eher blass, und auch die Handlung entwickelt wenig Spannung. Positiv hervorzuheben sind jedoch die historischen Einblicke in die Jagd exotischer Tiere, insbesondere des Pandabären, und die damalige Sicht auf solche Expeditionen. Schade, dass das Buch in erzählerischer Hinsicht mein Interesse nicht halten konnte. Die Protagonistin hätte sicherlich noch mehr Tiefe und die Handlung mehr Dynamik verdient.