Takis Würger: Für Polina (Roman)

304 Seiten, 26 €, Diogenes

 Hannes lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter Fritzi, der Türkin Günes, deren Tochter Polina und dem alten Heinrich Hildebrand in einer romantischen, baufälligen Villa. Die Kinder, die am gleichen Tag geboren sind, wachsen wie Geschwister auf. Hannes ist ein ganz besonderer Junge, scheu, unbeholfen, aber hochbegabt für Musik. Er komponiert schon früh eine eigene Melodie für seine Freundin Paulina. Mit 14 verlieben sie sich ineinander, verlieren sich dann aber später durch Missverständnisse. Hannes nutzt seine Begabung als Pianist nicht, sondern arbeitet stattdessen in einem Klaviertransport-Unternehmen. Durch Zufall wird er doch noch erfolgreich und geht auf Tournee. Seine  Motivation für diese Auftritte ist, Polina, die er  immer noch liebt, auf diese Weise wiederzufinden.

 Eine anrührende Geschichte, die ich in einem Zug ausgelesen habe. Es gibt keinen Grund, sie kritisch zu betrachten, es ist gute Unterhaltung.

 Aber da dies ein Rezensionsblog ist, hier doch noch ein paar Anmerkungen: Takis Würger schreibt nonchalant – dieses Wort drängt sich mir für seinen Stil auf. Lässig huscht er über Szenen und Situationen, ohne Details, ohne Lokalkolorit. Vieles spielt in Hamburg, in Gegenden, in denen ich mich auskenne – da wäre mehr möglich gewesen. Aber nun gut, das will ja auch keine Literatur sein. Außerdem ist die Geschichte vom Wunderkind, das als schmächtiger junger Mann lieber Klaviere schleppt  als sie zu bespielen, etwas unglaubwürdig. Ebenso, dass jemand jahrelang so neben der Spur ist und dann doch plötzlich die Konzertsäle füllt. Aber egal, das Buch fesselt und rührt an. Was will man mehr?