Hubertus Meyer-Burckhardt: „Die Sonne scheint immer. Für die Wolken kann ich nichts.“: Was mir meine Großmutter über das Leben erzählte.

208 Seiten. 22 €   Heyne

 Kann es sein, dass die Großmütter wiederentdeckt werden? Während ich das Buch von Hubertus Meyer-Burckhardt auf dem Tisch habe, lese ich im Spiegel einen anrührenden Artikel von Lukas Hildebrand „Kurz mit Oma reden und die Welt anhalten.“ Und vor einiger Zeit habe ich mit feuchten Augen das YouTube-Video von Dennis Budin gesehen, der nach dem Tod seiner Großmutter auf eine Pilgereise geht.

 Schön wäre es, wenn tatsächlich die starken, weisen Frauen der älteren Generation endlich die Anerkennung und Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen. Die Erinnerungen von Meyer-Burkhardt an seine Großmutter, von ihm liebevoll „Osi“ genannt, trägt mit Sicherheit dazu bei.

 Christel Vollbrecht, Jahrgang 1898, ist rebellisch, unangepasst und mutig. Obwohl sie zwei Weltkriege erleben musste, ist sie voller Lebensfreude. Ihr Witz und ihre lakonische Art sind unübertroffen. „Wenn Sie unbedingt auf Ihr Volk stolz sein möchten, empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers.“ Mit diesem Satz prostete sie ihrem Gegenüber in der Weinstube Boos zu, wo sie nahezu jeden Abend saß. Oder sie feuerte im Beiwagen einer Moto Guzzi den Fahrer an, schneller zu fahren.

Inspirierend und voller Wärme erzählt Hubertus Meyer-Burckhardt in autobiographischen Episoden von der Kraft, Weisheit und Lebensfreude einer Frau, die sein Leben maßgeblich geprägt hat.