Helge Timmerberg: Bon Voyage. Mit Papas Benz bis nach Marokko

240 Seiten, 22 €,  Malik

 

Ich bin schon seit längerem Timmerberg-Fan. Das muss wohl an einem Quäntchen Abenteuergeist in mir liegen, dass mich als Sesshafte die Berichte des lässigen Reiseschriftsteller bisher genießen ließ. Ich habe fast alle Bücher von ihm gelesen. Dieses nur handelt von seinen Erlebnissen am Steuer eines Mercedes der E-Klasse, den sein Vater ihm vor 10 Jahren vererbt hat. Damit fährt er von St. Gallen in kurzen Abschnitten bis Marokko, teilweise auch in Begleitung von seinem jüngeren Freund Paddy.

Soweit, so gut. Der Plot klingt interessant. Aber bei der Lektüre beginnt meine Enttäuschung und auch ein bisschen Trauer. Die Altmänner-Attitüde, wie Timmerberg sie in diesem Buch zeigt, habe ich erst kürzlich auch in Reinhold Messners „Gobi: Die Wüste in mir“ gefunden. Hier wie dort hadert ein ehemals aktiver Mensch mit seinem Alter, quält sich mühsam durch eine Strecke und kann offenbar seinen Status als toller Hecht nicht aufgeben. Es muss unbedingt noch ein Buch werden, auch wenn es nicht mehr viel zu sagen gibt. So werden wir Stück für Stück entlang der Reiseroute vor allem über Hotelzimmer, Straßenverhältnisse und Parkplätze informiert. Und auch über manches, das man nicht wissen möchte, wie der Harndrang des Autors oder seine Testosteronbehandlung samt der Angst vor schrumpfenden Hoden.

Was mich dazu gebracht hat, trotzdem weiterzulesen? Timmerbergs gekonnte Sprache. Die ist selbstironisch, lustig und stellenweise poetisch. Sie rettet für mich das ganze Buch. Mehr ist leider nicht. Ach, Herr Timmerberg, es tut mir so leid, dass ich diesmal nichts Netteres über Sie sagen kann.