272 Seiten, 18.- €, Westend
Ich habe für dieses Buch einiges an Arbeit liegengelassen, die Geschichten machen nämlich süchtig. Gisela Steinhauer, Journalistin und Rundfunk-Moderatorin, erzählt in 25 Episoden von Begegnungen im In- und Ausland im Rahmen ihrer Sendungen. Manche ihrer GesprächspartnerInnen sind prominent, wie Günther Grass oder Cornelia Funke, andere eher unbekannt, wie die Frau, die im Sinai Touristen durch die Wüste führt oder ein Bestatter, der die Trauerkultur revolutioniert. Gemeinsamer Nenner ist jedoch, dass sie ihren besonderen Weg konsequent gegangen sind oder noch gehen. Sie haben Brüche in ihrer Biografie, mussten sich durchkämpfen, gaben Bequemes auf, um Besseres zu finden.
Zwischen den Porträts bringt sich die Autorin selbst mit ihrer Erfahrung ein. Das macht sie nicht nur sympathisch nahbar, sondern ist gleichzeitig ihr Kunstgriff, die unterschiedlichen Geschichten miteinander zu verbinden. Dabei reiht sie Amüsantes, Anrührendes oder Erschütterndes wie auf einer Perlenkette auf. Was sich so leicht und locker liest, dass man fast neidisch auf dieses interessante Journalistenleben werden könnte, hat natürlich einen beinharten Hintergrund: Hinter jedem Interview steckt eine Menge Arbeit, wie Gisela Steinhauer am Ende verrät. Die Fähigkeit ist eben, Schweres leicht aussehen zu lassen. Und das gelingt ihr hier ebenso wie in ihren Moderationen.
Ein sehr lesenswertes Buch, das inspiriert und zum Nachdenken über das eigene Leben anregt. Vielleicht lohnt es sich ja doch, ein „schräger Vogel“ zu sein.