240 Seiten, 18.- € Kösel
Mein großes Lob gleich vorweg: Ein großartiges und wichtiges Buch. Es kann unsere Wahrnehmung und unseren Blick auf die Welt verändern und von hilflosem Medienkonsum zu sinnvollen Aktivitäten führen.
Angesprochen hat mich der Untertitel: „Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien.“ Gerade in letzter Zeit wurde ich nämlich immer wütender, wenn ich abends die Tagesschau sah, diese Mischung aus Angst und Schrecken (Krieg, Waldbrände, Aufstände) und individuellem Unglück („Familie ertrinkt beim Kanufahren“). Das Ergebnis ist gewiss nicht nur bei mir unmittelbar eine gedrückte Stimmung und weiterhin ein negatives Weltbild. Doch was lässt sich dagegen tun? Ronja von Wurmb-Seibel analysiert, warum Nachrichten nach dem Prinzip „Only bad news are good news“ aufbereitet werden. Und sie hat ein fundiertes Konzept für eine Gegenstrategie: Konstruktiven Journalismus. Während aktuell immer nur das Problem geschildert wird, fügt diese Art der Berichterstattung Lösungsansätze hinzu. Damit wird nichts verdrängt oder weichgezeichnet, vielmehr wird gleichzeitig ein Ausweg skizziert: Was kann man tun? Was funktioniert? Was sind die nächsten Schritte?
Das zu überlegen ist nicht nur Aufgabe der Medien. Jeder von uns kann auf diese Weise mit Nachrichten umgehen. Informationen dazu finden sich in vielen seriösen Quellen im Internet. Zugegeben, das ist aufwändig. Aber man muss sich ja nicht das Elend der ganzen Welt auf die Schultern laden, sondern sich ein Thema heraussuchen, das einen beschäftigt. Die Autorin gibt nach jedem der 9 Kapitel unter der Überschrift „Experimente für Ihren Alltag“ konkrete Tipps und Übungen. Die führen nicht nur zu einem mündigen Medienkonsum, sondern wirken sich auch positiv auf das eigene Leben aus. Sie erhöhen die Hoffnung und motivieren zur Veränderung.
Eines der besten Sachbücher, die ich seit langem gelesen habe. Fundiert, informativ, kompetent, klar geschrieben. Ich kann es nur jedem empfehlen.