Byung-Chul Han: Vita contemplativa oder von der Untätigkeit

128 Seiten, 22,99 €  , Ullstein

 In unserer hektischen, auf Leistung gepolten Gesellschaft ist Untätigkeit ein Fehlverhalten. Man setzt es mit Faulheit, Disziplinlosigkeit und Langeweile gleich. Dabei kann man es auch anders sehen – wie der koreanisch- deutsche Philosoph und Kulturwissenschaftler Byung-Chul Han: Untätigkeit ist eine Voraussetzung für Kultur. Wo sie nicht vorhanden ist, gleichen wir einer Maschine, die reibungslos zu funktionieren hat. Erst in der Untätigkeit entfaltet sich der Geist und wahre Menschlichkeit. Der Essay ist als Gegenstück zu Hannah Arendts Hauptwerk „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ gedacht. Zu den Forschungsschwerpunkten des Autors gehören unter anderem Phänomenologie und Poststrukturalismus. Entsprechend anspruchsvoll ist die Lektüre. Han zitiert, was in Literatur und Philosophie Rang und Namen hat: Proust, Nietzsche, Walter Benjamin und vor allem Martin Heidegger.

 Ich hatte mir eigentlich einen Ratgeber erhofft, der mir Anleitung gibt, wie ich mich aus der Dauerschleife der Arbeit befreien kann. Stattdessen habe ich mich durch ein kompliziertes Werk gequält, mit Sätzen wie: „Die Besinnung ist ein Vermögen, das nicht handelt“ oder „Beim Fest als Glanzform löst sich die ganze existenzielle Spastik des zum Handeln entschlossenen Dasein.“ Hätte ich nicht in meinem ersten Leben Philosophie studiert, hätte ich schon nach den ersten Seiten aufgegeben. Das ist keine Kritik am Inhalt, sondern das Eingeständnis, dass ich mich leider vergriffen habe. Mea culpa. So kann ich das Buch auch nur LeserInnen mit einer ausgeprägten Vorliebe für Philosophie empfehlen.