520 Seiten, 24.- €, Knaur
Millionen haben die Netflix-Serie „My Unorthodox Life“ gesehen. In „Un-Verhüllt“ erzählt Julia Haart nun ausführlich ihre Geschichte und die ihrer Familie: Sie wächst in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Monsey, New York, auf. Die Bestimmung der Frauen in dieser Gemeinschaft ist es, ihrem Ehemann zu gehorchen und Kinder zu bekommen. Sie müssen sich verhüllen und eine Perücke tragen, damit kein Mann auf schlechte Gedanken kommt. Koscheres Essen ist Pflicht, Fernsehen ist Teufelszeug. Strenge Regeln bestimmen den gesamten Alltag. Mit 19 Jahren wird Julia Haart mit einem Mann verheiratet, den sie kaum kennt und dem sie sich unterordnet. Sie bekommt vier Kinder. Bis zur Erschöpfung erfüllt sie die ultraorthodoxen Gesetze, doch allmählich beginnt sie, die strikte Disziplin zu hinterfragen. Als ihre Kinder größer sind, plant sie ihre Flucht aus der Gemeinde. Hinter dem Rücken ihres Ex-Mannes beginnt sie, Versicherungen zu verkaufen, um Geld für ihren Ausstieg zu sparen. Als Designerin von Schuhen macht sie sich schließlich selbständig. Damit beginnt eine steile Karriere in der Modebranche.
Julia Haarts Biografie ist schonungslos ehrlich. Obwohl sie ihre Zeit in der ultraorthodoxen Gemeinschaft sachlich und durchaus mit Respekt beschreibt, sind die Einblicke in die fundamentalistische Lebensweise erschütternd. Ihr Mut, sich daraus zu lösen, ist bewundernswert.
"Un-verhüllt" ist ein faszinierendes Buch, das man bis zum Schluss nicht aus der Hand legt.