206 Seiten, 20.-€ , Herder
Schon seit längerem treibt mich die Frage um, ob sich Gutsein lohnt. Sieht es doch oft so aus, als hätten vor allem diejenigen Erfolg, die sich egozentrisch durchsetzen. In Joachim Bauers Buch finde ich die medizinische Unterstützung fürs Gutsein. Der Arzt, Neurowissenschaftler und Psychotherapeut verbindet genetische Forschung mit der aristotelischen Philosophie der Eudaimonia, dem guten Leben. Anhand zahlreicher wissenschaftlicher Studien belegt er, dass soziale Verbundenheit - vermittelt über neuronale Resonanz -, Empathie und ein als sinnvoll empfundenes Leben - zu einem glücklichen und gesunden Dasein führt. Während Stress, Angst und Aggression chronische Entzündungsprozesse, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebsleiden und sogar Demenzerkrankungen begünstigen. Damit sind Bauers Ausführungen auch inhaltlich das Gegenstück zu Richard Dawkins Buch „Das egoistische Gen“, mit dem der Titel hier spielt. Als Psychologin bin ich unzufrieden, dass Bauer zwar Medizin und Philosophie verbindet, Psychologie aber ignoriert. Und nun ja, die „Notizen zum beruflichen Werdegang“ am Ende mit der permanenten Nennung von Namen, die kein medizinischer Laie kennt, hätte sich der Autor sparen können. Doch insgesamt: Ein interessantes, gut lesbares Buch, das einen erhellenden Blick auf die Psychosomatik wirft und richtungsweisend für positive Veränderungen ist.