Andrea Gerk: Lesen als Medizin

 435 Seiten, 26.- €,  Verlag Kein und Aber

 Wir haben es sicher alle schon einmal erlebt: Bücher können Trost spenden, Mut machen, Perspektiven ändern und Fluchtorte sein. Heilen sie auch Krankheiten? Als ehemalige Germanistin und heutige Psychologin interessiere ich mich schon lange für das Thema „Bibliotherapie“, verbindet es doch offenbar beide Bereiche. Umso gespannter war ich auf dieses Buch, das sich genau damit befasst.

 Es enthält drei große Teile: 1. Krise, Krankheit, Krieg – Lesen hilft.  2. Gehirn, Geist, Gesundheit – Lesen belebt. 3. Kriminelle, Klosterschwestern, Künstler – Lesen befreit.

Aufgelockert wird der Text mit Foto-Vignetten und persönlichen Statements von bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten. Sie beantworten die Frage, welche Bücher oder Gedichte ihnen besonders viel bedeutet haben. Außerdem beschreibt die Autorin offen ihre eigene Erfahrung mit Büchern.

Insgesamt ergibt es ein gut lesbares Potpourri von Beispielen, medizinischen Befunden, Interviews und Historie. Das ist durchaus anregend und wird charmant dargeboten. Trotzdem hat mich das Buch aus zwei Gründen unbefriedigt gelassen: Die genannten Werke sind überwiegend Klassiker oder aus älteren Zeiten, kein Blick auf moderne Literatur oder aktuelle Lesegewohnheiten. Zudem hat es trotz der Dreiteilung keine wirkliche Struktur, sondern schweift mal hierhin und mal dorthin. 

Wer fachliche Informationen und konkrete Anleitung erwartet, wird von dem Buch enttäuscht sein. Wer sich dagegen einen interessanten literarischen Ausflug in die weite Welt der Bibliotherapie wünscht, wird damit glücklich sein.