Maren Urner: Raus aus der ewigen Dauerkrise. Mit dem Denken von morgen Probleme von heute lösen

253 Seiten, 16,99 € , Droemer

Entdeckt habe ich Maren Urner auf dem „Roten Sofa“ des NDR. Da sprach die Professorin für Medienpsychologie mit der Moderatorin so sprudelnd begeistert über die Funktionsweisen des Gehirns, dass ich neugierig auf ihr Buch wurde.

Ihr Ausgangspunkt ist „It´s all in your head“. Was besagt: Es ist unser Denken, das uns in eine Krisenhaltung manövriert, und es ist ein Umdenken, das uns da heraushelfen kann. Unser „Steinzeitgehirn“ verabscheut Ungewissheit, möchte Negatives vermeiden und liebt Bequemlichkeit. In Angst will es nur überleben. Wenn wir auf dieser Basis fortfahren, so Urner, dann verpassen wir die Chance, zu erkennen, welche Denk- und Verhaltensweisen uns wirklich gesund und glücklich machen. Wir sollten die Krise als Wendepunkt verstehen und nutzen. Statt steinzeitlich-statisch gilt es, dynamisch zu denken. Dazu gibt Urner konkrete Rezepte, etwa die Trennung von Körper und Geist über Bord zu werfen, der Wissenschaft zu vertrauen, mutig zu sein. Das ist der große Entwurf einer notwendigen Veränderung. Es heißt: „Change by design oder desaster“ – Werden wir freiwillig umdenken oder werden wir durch Katastrophen dazu gezwungen werden?

 Man kann nur hoffen, dass Urners kluger Appell wirkt. Ich bin jedoch skeptisch, denn so schön wissenschaftlich tickt der Mensch leider nicht. Die Autorin schreibt sehr locker und macht damit die komplizierte Materie eingängig. Teilweise wirkt es allerdings etwas bemüht, wenn sie ständig auf dem Fahrrad sitzt und es plötzlich „Plopp“ macht. Früher nannte man das Aha-Erlebnisse, und die konnten sich auch am Schreibtisch einstellen. 28 Seiten Anhang mit Quellen, Studien und Belege zeigen dann aber doch, dass die Autorin keineswegs nur radelt.

Ein fundiertes, anregendes Buch, das sich zu lesen lohnt.