Johannes Huber: Das Gesetz des Ausgleichs. Warum wir besser gute Menschen sind

336 Seiten, 24.- €    edition a

Professor Johannes Huber ist katholischer Theologe und Mediziner. Entsprechend prägt eine Kombination aus christlicher Moral und sachlicher Naturwissenschaft das Buch. Zum einen belegt der Autor mit zahlreichen Studien, dass sich Gutsein lohnt. Offenbar verstärkt die Evolution diejenigen Verhaltensweisen mit Glückshormonen, die das Überleben der Spezies sichern. Untersuchungen belegen: Eine verbesserte Gesundheit, größeres Wohlgefühl und sozialen Erfolg dürfen nachweislich diejenigen Menschen erwarten, die sich bemühen, gut zu sein. Altruistisch, empathisch und integer zu handeln, ist jedoch in unserer Ellenbogen-Gesellschaft nicht selbstverständlich, wir müssen diese Eigenschaften mit Willen und Disziplin bewusst erwerben. Huber spricht dazu von „Charakterfitness“.

 Die wissenschaftliche und philosophische Beleuchtung des Themas ist durchaus interessant. Kritisch erscheint mir dagegen, wie intensiv Huber wissenschaftliche Erkenntnisse mit Moraltheologie verquickt. Das geschieht vor allem bei dem Modell der Familie mit Vater, Mutter, Kind(ern) und Großeltern, dem Gebot „Ehre Vater und Mutter“ und der Einstellung zu Liebe und Partnerschaft. Das mag als Ideal seine Berechtigung haben, geht aber an der Lebenswirklichkeit unserer Zeit vorbei. Damit ignoriert Huber Konflikte wie Missbrauch oder Zerfall der Familien durch gesellschaftliche und berufliche Bedingungen. Elitär beschwört er eine heile Welt, die es so nicht mehr gibt.  

 Das Buch ist elegant geschrieben und enthält interessante wissenschaftliche Belege für das Gutsein. Aber durch die Melange mit katholischer Moraltheologie wird es ideologisch und kommt an selbstgesteckte Grenzen. Deshalb nur bedingt lesenswert.