Baptiste Giabiconi, Bettina Seifried: Karl und ich: Die Geschichte einer besonderen Freundschaft

 240 Seiten, 20.- €   Heyne

 Karl Lagerfeld forever Nachdem ich die sachliche Biografie von Alfons Kaiser gelesen hatte, war ich neugierig, was seine „Muse“ Baptiste Giabiconi über den Modedesigner zu erzählen weiß. Tatsächlich gibt er einen interessanten Blick hinter die Kulissen:

Der aus einfach Verhältnissen stammende Giabiconi hat 2008 gerade seine Modelkarriere begonnen, als ihn Lagerfeld entdeckt. Mit Luxus und besonderer Zuwendung umwirbt er den 18jährigen. Er bucht ihn für eine Werbekampagne und macht anschließend privat von ihm Aktaufnahmen.Diese intimen Momente haben, so Giabiconi, für die beiden die Qualität eines Liebesaktes und wiederholen sich noch viele Male. In den folgenden Jahren ist der junge Mann an seiner Seite als platonischer  Geliebter, Freund und Muse. Er genießt das luxuriöse Leben in Paris, und an der Cote d´Azur ebenso wie seine zunehmende Bekanntheit, fühlt sich aber auch eingeengt. Schließlich zieht er nach London und hält die Verbindung bis zum Tode Lagerfelds aus der Ferne aufrecht.

Giabiconi beschreibt ihre Beziehung als liebevoll und intensiv. Und doch wurde ich beim Lesen das Gefühl nicht los, dass es sich zumindest zu Beginn auch ohne direkten sexuellen Übergriff um Missbrauch handelt. Ein noch unreifer junger Mann wird mit Glanz, Geld  und Glamour verführt. Eine Entourage junger Männer um sich zu scharen, um sich jugendlich zu fühlen, war eine Facette des berühmten Modedesigners.

 Wer nicht nur ein Hochglanzporträt sucht, sondern einen psychologisch interessanten Einblick in die kritische Seite der Persönlichkeit von Karl Lagerfeld nehmen möchte, sollte dieses Buch lesen.