William B. Irvine: Eine Anleitung zum guten Leben. Wie Sie die alte Kunst des Stoizismus für Ihr Leben nutzen

309 Seiten,  FBV

 William Irvines Kritik, dass man an Universitäten Philosophie zwar intellektuell betreibt, sie aber kaum als Lebenskunst vermittelt wird, deckt sich mit meiner Erfahrung: Während meines Philosophie-Studiums befasste ich mich etwa mit Kants „Kritik der reinen Vernunft“ oder den Gottesbeweisen des Anselm von Canterbury. Interessantes Kopffutter, aber für die Lebenskunst musste ich dann später ein Psychologiestudium  dranhängen. Dabei bietet die Philosophie konkrete Anleitung zur Lebensführung, besonders die antike Schule der Stoiker mit ihren berühmten Vertretern Seneca, Epiktet und Marc Aurel. Ihr Ziel ist die „Seelenruhe“, nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit oder Ablehnung von Genuss. Irvine, Philosophieprofessor an der Universität von Dayton, USA, praktiziert selbst diese Denkrichtung und möchte mit seinem Buch die Lehre weitergeben: „Ich betrachtete es als meine soziale Pflicht, meine Einsichten mit der Welt zu teilen, die dergleichen dringend nötig hat.“ Dazu hat er sein Werk schlüssig aufgebaut: Teil 1: Die Entstehung des Stoizismus. Teil 2: Die psychologischen Techniken der Stoiker. Teil 3: Stoische Ratschläge. Teil 4: Der Stoizismus und moderne Lebensentwürfe.

 Selten hat mich ein Buch so begeistert und inspiriert. Irvin verbindet profunde Kenntnisse mit einer für jeden verständlichen Sprache. Er doziert nicht, sondern lehrt in leichter und humorvoller Form. Dabei nimmt er häufig Fragen vorweg, die sich potenzielle LeserInnen stellen könnten. Indem er die antike Philosophie mit neuzeitlichem Wissen ergänzt, macht er sie gegenwartstauglich. Echte Lebenshilfe, eine praktische Anleitung, um ausgeglichener, glücklicher und resilienter zu werden. Unbedingt lesenswert.