Ildiko von Kürthy: Eine halbe Ewigkeit (Roman)

320 Seiten,  23.-€ , Wunderlich

 

Mir ist schon klar, dass ich nicht zur Zielgruppe von Ildiko von Kürthy gehöre. Weder bin ich wie die Protagonistin im Roman weinend neben einem Altpapiercontainer zusammengebrochen, als mein Sohn auszog, noch hätte ich jemals Probleme damit, ohne Bikinifigur in die Ostsee zu steigen. Warum ich das Buch also trotzdem gelesen habe? Aus Neugier und alter Verbundenheit: Wir kennen uns aus unserer Zeit bei der Brigitte, sie hatte gerade „Mondscheintarif“ geschrieben. So wollte ich denn doch gerne wissen, wie sich die Autorin bzw. ihr Alter Ego Cora Hübsch seitdem weiterentwickelt hat:

 

Coras Kinder sind inzwischen aus dem Haus, ihr Mann Dito begleitet gerade den Jüngsten zum Start eines Collegejahres nach Großbritannien. Verzweifelt fragt sie sich, wie sie nun ihr Leben gestalten soll. Beim Entsorgen von Altpapier entdeckt sie ihr 25 Jahre altes Tagebuch – Text „Mondscheintarif“. Es weckt schmerzhafte Erinnerungen, auch an Daniel, in den sie damals so verliebt war. In der Rückschau fragt sie sich, was sie im Leben verpasst hat, während sie voll in ihrer Mutterrolle aufgegangen ist. Wie es der Zufall will, trifft sie am Container zudem Wanda, eine alte Bekannte- Durch sie landet sie in einem warmherzigen, teilweise skurrilen Freundeskreis und am Ende auf einer Hochzeit an der Ostsee. Dort verbringt sie ein turbulentes Wochenende, das noch einige Überraschungen bereithält. Aus Spoilergründen soll hier auf Details verzichtet werden. Was ich aber wohl verraten darf, ist, dass es seitenlang Lebensweisheiten gibt: Über das Muttersein, über die Leiden der Pubertät und der Wechseljahre, über Liebe und Gewohnheiten in einer langjährigen Partnerschaft, die Vergeblichkeit von Neuanfängen, aber auch tiefe Freundschaften.

 

Das Buch ist ein Mix aus liebevollen Beschreibungen, dem unverwechselbar witzigen Kürthy-Stil und langatmigen Dialogen. Das vermittelte Frauenbild kann ich auch nach 25 Jahren nicht nachvollziehen. Da ich aber – siehe oben – nicht zum Leserkreis gehöre, zitiere ich aus Gründen der Fairness statt eines persönlichen Fazits lieber aus den Amazon-Kommentaren zweier Fans zu der Lektüre: „Ein herzerwärmender, manchmal komischer Roman über eine Frau Mitte 50 und die alltäglichen wie auch weniger alltäglichen Herausforderungen des Lebens.“ Und knapper: „Ihrer Mission beraubte Helikoptermutter in den hitzewallenden Wechseljahren hadert mit ihrem Körper und ihrem Leben.“´ Entscheiden Sie selbst, ob Sie das interessiert.